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In memoriam Prof. Dr.-Ing. Manfred Günther

Die Fakultät für Informatik und Automatisierung trauert um den ehemaligen Leiter des Instituts für Automatisierungs- und Systemtechnik, Prof. Dr.-Ing. Manfred Günther, der am 9. Mai 2024 verstorben ist. Ganz besonders galt Prof. Günthers Wirken der ständigen Weiterentwicklung der Lehre auf den Gebieten „Grundlagen der Automatisierungstechnik“, ,„Regelungstechnik“ und „Digitale Prozessautomatisierung“. Besonders lag ihm auch die Praxisnähe der Ausbildung am Herzen.

Prof. Günther, Student der 1. Matrikel mit der Studiennummer 68, wurde zunächst 1953 an der TH Dresden immatrikuliert, kam dann aber mit der gesamten Seminargruppe nach Ilmenau an die neugegründete Hochschule für Elektrotechnik (HfE). Er studierte im Hauptfach Regelungstechnik und im Nebenfach Fernmelde- und Hochfrequenztechnik. 1958 wurde er - in Ilmenau herrschte damals echte Aufbaustimmung - noch ohne Diplom wissenschaftlicher Assistent. Er betreute bereits in dieser Aufbauphase des Institutes für Regelungstechnik neben dem Aufbau von Praktika und Übungen auch Kommilitonen des gleichen Jahrganges im Rahmen ihrer Studienarbeiten.

1959 diplomierte Prof. Günther, arbeitete von 1959 bis 1965 als wissenschaftlicher Assistent und promovierte 1965 mit einer Arbeit zur Analyse und Synthese digitaler Regelungen. Er war damit zugleich der 15. „Eigen“-Promovierte an der Fakultät für Schwachstromtechnik der TH Ilmenau.

Als Assistent bzw. Oberassistent erhielt er mehrere Lehraufträge für Teilgebiete der Technischen Kybernetik. Seine Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf das Gebiet der zeitdiskreten Systeme. Von 1967 bis 1970 war Prof. Günther als Themen-, Gruppen- und Abteilungsleiter im Institut für Datenverarbeitung bzw. bei ROBOTRON Dresden tätig. Er beschäftigte sich dort maßgeblich mit Fragen des Prozessrechnereinsatzes in der chemischen Industrie. Von hier aus hielt er über gemeinsame Forschungsarbeiten weiterhin Kontakt zur TH Ilmenau.

Die Generation der "Eigenbauprofessoren" der TU Ilmenau, die in den 50iger Jahren in Ilmenau studierten und dann nach Promotionen und Praxistätigkeit meist Anfang der 70iger Jahre berufen wurden, waren und sind längst nicht mehr im Berufsleben. Diese Generation, faktisch die "zweite" Generation nach den Gründern der HfE Ilmenau, hat ganz wesentlich den Aufbau der Hochschule vollzogen. So wurde er dann 1970 zum ordentlichen Professor für Technische Kybernetik/Automatische Steuerung berufen. Leiter des Wissenschaftsbereiches, stellvertretender Sektionsdirektor, Direktor der Sektion für Technische und Biomedizinische Kybernetik waren weitere Stationen seiner Tätigkeit an der TH Ilmenau. Nach 1989 übernahm Prof. Günther die Leitung des Instituts für Automatisierungs- und Systemtechnik (1989 bis 1995), von 1990 bis 1993 fungierte er als der erste Vorsitzende des auf der Basis der demokratischen Grundordnung von 1990 gewählten Wissenschaftlichen Rates (Konzil).

Prof. Günther war in seinem fast 47-jährigen Wirken an der HfE/TH/TU Ilmenau eng mit der Einrichtung verbunden, er hat sich als engagiertes Mitglied der Hochschule, auch mit einem Leben vor dem Jahre "Null", für die Hochschule als Ganzes eingesetzt. Egoismen waren ihm stets fremd.

Ganz besonders galt Prof. Günthers Wirken der ständigen Weiterentwicklung der Lehre auf den von ihm vertretenen Gebieten „Grundlagen der Automatisierungstechnik“, „Regelungstechnik“ und „Digitale Prozeßautomatisierung“. Zwei Lehrbücher unterstreichen unter anderem dieses Bemühen. Besonders lag ihm auch die Praxisnähe der Ausbildung am Herzen. So erfolgten schon frühzeitig Praktika an realen technischen Laborprozessen. Viele Jahre arbeitete Prof. Günther verantwortlich in verschiedenen Lehr- und Prüfungsgremien an der TH/ TU Ilmenau sowie im nationalen und internationalen Rahmen.

Prof. Günthers Anerkennung bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Studentinnen und Studenten resultierte auch aus seiner verbindlichen kollegialen Art. Er nahm sich der Probleme anderer oft so an, als ob es seine eigenen waren.

Prof. Günther verstarb am 9. Mai 2024. Er war ein "Eigenbauprofessor" der Universität, dem die Universität durch sein Wirken viel zu verdanken hat. Wir werden ihn in unserem ehrenden Gedenken behalten.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Krause