Studium

Challenge accepted! Erster „kickelhack“-Hackathon an der TU Ilmenau

30 Technik-Begeisterte, sieben Problemstellungen und 48 Stunden Zeit, um spannende Software-Projekte zu bearbeiten: Beim ersten Ilmenauer „kickelhack“-Hackathon an der TU Ilmenau, organisiert von Studierenden für Studierende, trafen sich junge Menschen unterschiedlichster Fachrichtungen in den Finnhütten des Ilmkubator Gründungsservice, um gemeinsam ein Wochenende lang zu programmieren. Von der Implemetierung eines additiven Synthesizers
über das Klassifizieren von Vogelstimmen mit Techniken des maschinellen Lernens bis hin zur Verarbeitung von Bilddaten zur Identifizierung von Produkten in Supermarktregalen hatten die Eventpartner Fraunhofer IDMT, Fraunhofer IOSB-AST, MetraLabs GmbH und Thüringer Zentrum für Lernende Systeme und Robotik (TZLR) knifflige Aufgaben gestellt.

Teilnehmende beim erarbeiten eines Konzeptes TU Ilmenau/Barbara Aichroth

Als Matthias Testa vom Ilmkubator vor einigen Wochen den ersten Ilmenauer „kickelhack“ ankündigte, war das Interesse groß: Rund 50 Personen meldeten sich spontan zum kollaborativen Soft- und Hardwareentwicklungsevent des Gründungsservice der TU Ilmenau an:

Damit war die Anfrage deutlich größer als das Angebot, und wir mussten auswählen. Herkunft und Studiengang waren uns dabei völlig egal. Was uns interessiert hat, waren insbesondere die Fähigkeiten und die Vorerfahrung, die die Interessenten bei der Registrierung angegeben haben, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich Spaß zusammen haben.

„Manchmal ist es das Beste, Dinge einfach zu machen“

Die Idee für den Hackathon – abgeleitet von den Worten „Hack“ und „Marathon“ – hatte Jakob Lerch während seines Auslandssemesters an der Aalto Universität in Finnland. "Das Besondere war, dass dort Ingenieur-, Wirtschafts-, und Designstudiengänge an einer einzigen Institution zusammenkommen. Das Studium in diesem Umfeld sowie die Tätigkeit in einem der Vereine empfand ich als sehr inspirierend und das hat mich zur Organisation des Hackathons motiviert", so der Masterstudent im zweiten Semester Ingenieurinformatik. Aus seiner Erfahrung in ehrenamtlicher Veranstaltungsorganisation und der Nähe zum Chaos Computer Club heraus weiß er:

Manchmal ist es das Beste, Dinge einfach zu machen und nicht ewig darum herumzureden.

Beim Chaos Communication Congress in Hamburg Ende 2023 fasste er darum gemeinsam mit Matthias Testa den Entschluss:

Du hast die Finnhütten, den Ilmkubator und andere Kontakte an der Uni, ich kenne ein paar Leute an Instituten und Unternehmen in Ilmenau, es ist alles da und braucht nur noch ein bisschen Kommunikation. Damit bringen wir Menschen mit viel fachlicher Expertise und Erfahrung zusammen mit solchen, die ihr fachliches Wissen gern anwenden wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen.

Ein Raum zum Machen

Das FabLab im Ilmkubator, das IlmkubatorLab – bunt ausgeleuchtet und ergänzt um Snacks und kühle Getränke – war aus seinen Augen genau der richtige Rahmen dafür: ein Raum zum Machen: "Es ist wirklich großartig, was man hier mit aufbauen und tun kann", so Jakob Lerch. Das findet auch Niclas, einer der Teilnehmenden am Event:

Es ist schon ziemlich cool, dass es so einen Hackathon gibt, bei dem man sich mal ein paar Tage im Team hinsetzen und nur auf das Programmieren fokussieren kann – und ein Projekt umsetzen, das gemeinsam mit Firmen und Forschungsinstituten, also aus der Praxis heraus, konzipiert worden ist.

Der Informatik-Student war einer von 30 Studierenden, die das Glück hatten, am Programmiermarathon teilnehmen zu dürfen. Gemeinsam mit zwei anderen entschied er sich für die Challenge „Trafficability analysis for outdoor/offroad scenarios“ des Fraunhofer IOSB-AST. Anhand von Geländedaten in Form einer Punktwolke galt es herauszufinden, ob bestimmte Teile eines betrachteten Geländes befahrbar sind oder nicht. In einer weiteren Herausforderung des Instituts ging es darum, wie autonome Maschinen wie geländegängige Gabelstapler ihre Umwelt wahrnehmen, das heißt Hindernisse wie Bordsteine identifizieren, die Befahrbarkeit von Fahrwegen analysieren und potenzielle Transportgüter erkennen. In der Challenge der Firma Metralabs wiederum hieß es, mit Hilfe von Bildern und 3D-Daten eines Roboters herauszufinden, welche Produkte im Regal eines Warenlagers fehlen.

Besondere Problemstellungen hatte mit der so genannten „BPM Detection“ zur Rhythmusbestimmung und der Implementierung eines Synthesizers auch Andrew McLeod, Experte für digitale Audiosignalverarbeitung am Fraunhofer IDMT, im Gepäck und weiß aus eigener Erfahrung:

Für diejenigen Studierenden, die vielleicht selbst in ihrer Freizeit Musik machen, wollte ich mit der Synthesizer-Challenge auch etwas Kreatives mit Spaßfaktor anbieten, bei dem sie etwas im Team selbst ausprobieren können – so wie man das später im Beruf zum Beispiel als Wissenschaftler macht, wenn man für ein paar Tage eine Partneruniversität besucht und dort gemeinsam mit anderen innerhalb kürzester Zeit etwas auf die Beine stellt. Einen Vorgeschmack zu bekommen, wie sich das anfühlt, diese Möglichkeit hat man so normalerweise nicht an der Uni.

Im Team das eigene Profil schärfen

Neben dem Programmieren waren dabei auch Teamwork und die Fähigkeit, unter Zeitdruck zu arbeiten, gefragt. "Umso schöner war es, zwischendurch einfach nur einen Kaffee zu trinken, auf einer Bank in der Natur zu sitzen und sich zu entspannen", so eine Teilnehmerin. Gleichzeitig lernen und chillen zu können, das begeisterte auch Ayush:

Ich liebe es, in einer solchen Umgebung – mitten in der Natur mit viel Raum -  gemeinsam mit anderen zu arbeiten und produktiv zu sein. Es hilft einem dabei, sein eigene Profil zu schärfen und seine Fähigkeiten zu erweitern. Denn wenn man in einem Team arbeitet, wendet man nicht nur sein eigenes Wissen an, sondern lernt auch, die Ansichten anderer zu respektieren.

Auf dem Siegertreppchen standen nach den finalen Pitches gleich drei Teams: „The Noisefathers“ für ihre hervorragende Arbeit zur Noise Cancellation Challenge, das heißt der Geräuschunterdrückung, „Team Cherry“ mit ihrer Lösung zur Roboter-Hinderniserkennung sowie die „Ba-Dums“ für ihr BPM Detection-Modell. Sie erhielten einen Raspberry Pi 5 sowie alle Teilnehmenden einen Wertgutschein für das Freizeitangebot der Stadt Ilmenau. Auch durften sie im IlmkubatorLab ihr eigenes Team Logo entwerfen und produzieren.

Die Ergebnisse des Events stellten Matthias Testa und Jakob Lerch zwei Tage später beim Ilmkubator.connects Stammtisch "Hack & Make" vor:

Der Hackathon hat uns gezeigt, was alles in kurzer Zeit möglich ist, wenn interdisziplinäre Teams in einer produktiven Arbeitsumgebung zusammenkommen.

Alle Teilnehmenden und Organisatoren wünschen sich daher mehr Events dieser Art in ähnlich „coolen Locations“.

Impressionen

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Matthias Testa

Gründungsberatung und Makerspace