Studium

Studium trifft Praxis: Einblick in die Arbeit des IEEE Student Branch

Ob VDI Young Engineers Ilmenau, Team Starcraft oder Ingenieure ohne Grenzen: Die TU Ilmenau bietet auf kleinstem Raum eine deutschlandweit einzigartige Vielfalt an studentischen Vereinen und Initiativen. Das spiegelt sich nicht nur in einem lebendigen und vielfältigen Campusleben wider. Studierende aller Fachrichtungen können in Ilmenau von Beginn an aktiv ihr Studium mitgestalten, Netzwerke knüpfen und sich persönlich weiterentwickeln. Zwei, die diese Erfahrungen selbst gemacht haben und jetzt unter anderem an Studierende der Elektrotechnik und Energietechnik weitergeben, sind Nadja Belz und Carsten Gatermann von der IEEE Student Branch der TU Ilmenau, einem von acht aktiven lokalen Zusammenschlüssen von studentischen Mitgliedern des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) in Deutschland. Wir haben mit ihnen über ihr Engagement gesprochen.

Carsten Gatermann
Mitglieder der IEEE Student Branch Ilmenau bei einer Exkursion in das Omexon Schulungszentrum Korbußen, das Fachleute auf die Montage von Leiterseilen und Masten sowie auf die Wartung von Freileitungstrassen vorbereitet.

Herr Gatermann, seit einiger Zeit engagieren Sie und Frau Belz sich als Promotionsstudierende am Fachgebiet Elektrische Energieversorgung des Thüringer Energieforschungsinstituts (ThEFI) in der studentischen Gruppe des IEEE an der TU Ilmenau. Wofür stehen diese vier Buchstaben?

Carsten Gatermann: IEEE steht für Institute of Electrical and Electronics Engineers. Dahinter verbirgt sich der weltweit größte und renommierteste Berufsverband in den Bereichen Ingenieurwesen, Technik, (Natur-)Wissenschaft und angrenzenden Professionen. Mit fast 500.000 Mitgliedern weltweit ist er das größte Berufsnetzwerk für die Elektrobranche. Er ist vergleichbar mit dem VDE, dem Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik, oder dem VDI, dem Verein Deutscher Ingenieure, jedoch deutlich größer.

Seit wann gibt es die Student Branch an der TU Ilmenau, und wie kam es zu der Gründung?

Nadja Belz: Die IEEE Student Branch Ilmenau wurde Ende 2007 von einem unserer Vorgänger am Fachgebiet Elektrische Energieversorgung gegründet. Alle Gründungsmitglieder waren selbst studentische Mitglieder im IEEE und wollten mehr machen als einfach nur „dabei sein“. Deshalb haben sie sich entschieden, eine Student Branch zu gründen und ihrem Engagement für die Elektrotechnik einen Rahmen zu geben.

Carsten Gatermann: Mittlerweile hat sich die IEEE Student Branch der TU Ilmenau als eine von aktuell acht aktiven Student Branches in Deutschland etabliert. Für Studierende der TU Ilmenau bietet die IEEE Student Branch eine tolle Möglichkeit, bereits früh in ihrem Studium mit professionellen Netzwerken und den Studierenden anderer Universitäten in Kontakt zu kommen.

IEEE hat sich auf die Fahnen geschrieben, technologische Innovationen zum Nutzen der Menschheit zu fördern. Ist das auch Ihr Beweggrund gewesen, sich in dieser Gruppe zu engagieren?

Carsten Gatermann: Für mich war die Teilnahme an meiner ersten Konferenz, noch während meines Studiums, der ausschlaggebende Punkt für mein Engagement. Zu sehen, was andere, die in der Wissenschaft tätig sind, machen und ein internationales Netzwerk aufbauen zu können, das sind gerade am Anfang einer wissenschaftlichen Karriere oder auch noch im Studium sehr gute Bausteine für den weiteren Lebensweg. Ich habe während meines Studiums auch an verschiedenen Workshops des IEEE teilgenommen und so vieles gelernt, was ich nun anwenden kann. 

Nadja Belz: Wie Carsten war mir der IEEE bereits während des Studiums durch die verschiedenen Veranstaltungen, Workshops und Exkursionen ein Name und geschätzter Verein. Das Leitmotto war mir damals noch nicht bekannt, aber es war von Beginn an klar, wofür die IEEE Student Branch an der TU Ilmenau steht: gezielte Förderung von Studierenden. Um Innovationen zu schaffen, bedarf es Menschen, die danach streben, ihren Horizont zu erweitern – und genau diese Erkenntnis trägt unsere Student Branch. Übrigens durchaus für Studierende aller Fachrichtungen.

Eine aktivere Rolle im IEEE übernahm ich Ende 2023 durch den Weggang einer Kollegin vom Fachgebiet Elektrische Energieversorgung, die bis dahin den Chair innehatte. Der IEEE bietet (Promotions)Studierenden vielfältige Möglichkeiten und fördert aktiv den Austausch mit Unternehmen und den Besuch wissenschaftlicher Konferenzen. Um diese Vorteile den Studierenden weiterhin zu ermöglichen und aus einem gewissen Verantwortungsbewusstsein gegenüber den vorherigen Mitgliedern heraus und dem, was sie geleistet haben, habe ich ich mein Engagement in der Student Branch ausgeweitet.

Wie genau engagieren Sie sich in der Gruppe?

Carsten Gatermann: Ich bin seit November 2023 als Vice Chair der IEEE Student Branch aktiv. Das heißt, ich bin vor allem für die Organisation von Exkursionen und die Pflege unserer Social Media-Auftritte verantwortlich. Da wir aber eine sehr flache Hierarchie haben, teilen wir uns alle Aufgaben untereinander.

Nadja Belz: Seit November 2023 habe ich den Chair der IEEE Student Branch inne. Das bedeutet in erster Linie, dass ich für unsere IEEE Germany Section und weitere Vereine/Organisationen die Hauptansprechpartnerin bin und derzeit noch unsere Finanzen verwalte sowie unsere Sitzungen vorbereite bzw. protokolliere. Doch wie Carsten bereits sagt, unterliegt die tatsächliche Verantwortung einer flachen Hierarchie und wir ergänzen uns als Team super!

Eine seit Jahren etablierte Veranstaltung der Gruppe ist der „Matlab-Einführungsworkshop“ im Wintersemester. Inwiefern profitieren Studierende der TU Ilmenau davon?

Nadja Belz: Der Einführungsworkshop bietet den Studierenden eine Möglichkeit, erste Erfahrungen mit Matlab, einer Plattform für Programmierung und numerische Berechnungen, zu machen. Wir zeigen ihnen, wie sie über die Campuslizenz auf Matlab zugreifen können und wie sie erste einfache Berechnungen durchführen. Dabei wechseln sich kurze theoretische Phasen mit praktischen Übungen ab. Der Workshop ersetzt nicht die selbstständige Einarbeitung zur Lösung komplexerer Probleme, jedoch hilft er dabei, Berührungsängste abzubauen und erste Erfahrungen unter Anleitung zu sammeln. Früher oder später haben Studierende der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik im Studium mit Matlab zu tun und wir schließen die teils fehlende Lücke der Einführung in den Lehrveranstaltungen.

Sie ermöglichen den Studierenden der TU Ilmenau aber nicht nur zusätzlichen theoretischen Input, der über das Studium hinausgeht, sondern auch exklusive praktische Einblicke in die Praxis von Ingenieurinnen und Ingenieuren.

Nadja Belz: Die praktischen Einblicke vermitteln wir sowohl über Exkursionen als auch über Vorträge aus der Industrie. Besonders gefragt sind natürlich unsere Exkursionen, wo die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, Firmenkontakte zu knüpfen und Netzwerke aufzubauen. Wir besuchen dabei sowohl etablierte Unternehmen unserer Branche mit ihren verschiedenen Fachrichtungen als auch kleinere und mittelständische Unternehmen, die sich oft als Hidden Champions ausweisen.

Bei der Akquise von Exkursionen hilft uns neben dem Netzwerk, das an der TU Ilmenau existiert, auch unser Netzwerk über den IEEE. Durch zahlreiche Kontakte zu ehemaligen Mitgliedern der Student Branch konnten wir bereits viele spannende Exkursionen exklusiv für unsere Studierenden anbieten.

Was genau lernen die Studierenden bei solchen Exkursionen kennen, und welche Themen stehen dabei im Fokus?

Carsten Gatermann: Ein gutes Beispiel sind die Exkursionen, die wir in diesem Jahr durchgeführt haben. Unsere erste Exkursion führte uns zur Siemens Power Academy nach Nürnberg. Hier werden Systemoperatoren für Stromnetze weitergebildet. Unter Realbedingungen lernen sie mit Stress umzugehen und das Stromnetz auch in Krisenzeiten sicher zu führen. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, diese Arbeit am Demonstrator der Siemens Power Academy selbst auszuführen. Viele merkten schnell, welche Verantwortung hinter diesem Job steckt, waren aber gleichzeitig beeindruckt vom Abwechslungsreichtum dieser Arbeit.

Nadja Belz: In der zweiten Exkursion haben wir das Omexom Schulungszentrum für Freileitungsbau in Korbußen besucht. Vielen Studierenden sind Freileitungen durch ihre alltäglichen Erfahrungen ein Begriff. Doch welche Logistik und welches handwerkliche Können hinter der Errichtung und Wartung steckt, bleibt vielen Menschen verborgen. An praxisnahen Stationen durften die Studierenden selbst Hand anlegen und Arbeitsschritte im Freileitungsbau unter den wachsamen Blicken erfahrener Monteure selbst durchführen. Diese Erfahrung  hat den Studierenden sehr deutlich die Bedeutung der Energietechnik für unsere Gesellschaft vor Augen geführt.

Carsten Gatermann: Für mich sind die Exkursionen immer eine tolle Möglichkeit, mein theoretisches Wissen um praktische Einblicke zu erweitern. Natürlich sind Exkursionen im Voraus auch mit Arbeitsaufwand verbunden, aber die Einblicke, die wir vor Ort erhalten, entschädigen dafür umso mehr. Wir freuen uns immer über Anregungen für neue Exkursionsziele. Aufgrund unseres beruflichen Hintergrunds liegen die Ziele aktuell meist im Bereich der Energietechnik, aber Elektrotechnik ist noch so viel mehr.

Nadja Belz: Obgleich wir in dieser Richtung promovieren, bieten die Exkursionen uns und insbesondere den Studierenden die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszublicken. Die Vielfalt dieser Branche lässt sich nicht durch das Studium vollends greifbar machen. Das Wissen aus der Theorie wird vertieft und vermeintliche Berührungsängste werden bekämpft, unter anderem auch, da wir immer auf ein vertrautes Umfeld achten.

Insbesondere Exkursionen geben Studierenden, die nicht mehr lange zum Abschluss haben, die Möglichkeit, fern vom bereits Bekannten ihre Berufsaussichten auszuloten. Aber auch Studierende aus anderen Fachrichtungen können so schätzen lernen, was andere Fachbereiche leisten. Auch wir können durch die Organisation von Exkursionen durch andere Fachbereiche unser Wissen erweitern, weswegen eine Vielfalt verschiedener Fachrichtungen in der IEEE Student Branch unser Ziel ist.

Fakten zum IEEE

  • IEEE ... Institute for Electrical and Electronics Engineers
  • Mehr als 460.000 Mitglieder weltweit, davon 171.000 studentische Mitglieder
  • 10 geografische Einheiten auf 5 Kontinenten
  • 66 Sections in der Region 8 (Europa, Naher Osten und Nordafrika)
  • 8 aktive Student Branches in Deutschland
  • Vorteile: Mitgliedermagazine, Mitgliedschaft in Fachgesellschaften, vergünstigte Konferenzteilnahmen, studentische Konferenzen, …
  • Mitgliedsbeitrag für Studierende: 27 $/Jahr
 

 

Unterstützung gesucht!

Um weiterhin Exkursionen und Workshops anbieten zu können, ist die IEEE Student Branch dringend auf Unterstützung angewiesen. Einbringen können sich sowohl Studierende im Bachelor und Master als auch Mitarbeitende aus der Elektrotechnik. Die Mitarbeit in der IEEE Student Branch ist gut mit Studium und/oder Beruf vereinbar: Die Zeiten für die regelmäßigen Treffen sind an die Arbeitszeiten angepasst und Aufgaben können je nach Zeitbudget flexibel übernommen werden. Das Engagement im IEEE bietet neben fachlichen Einsichten auch eine exzellente Möglichkeit, Netzwerke zu erweitern. Die Gruppe trifft sich regelmäßig mit anderen Gruppen des IEEE in Deutschland und steht im Austausch mit diversen Netzwerkpartnern und Universitäten für Exkursionen und Workshops.

Eine perfekte Möglichkeit die IEEE Student Branch der TU Ilmenau besser kennenzulernen, ist der Besuch einer Sitzung. Mehr Infos und Anfragen außerhalb der Sitzungen:

E-Mail: ieeesb.ilmenau@gmail.com

Instagram: ieee_student_branch_ilmenau

LinkedIn: IEEE Student Branch Technische Universität Ilmenau

Kontakt

Nadja Isabelle Belz

IEEE Student Branch Ilmenau Chair