Transfer

Meilenstein im Strategieprozess: Die Transferstrategie der TU Ilmenau

Die TU Ilmenau verstärkt den Transfer ihrer Forschungsergebnisse in Gesellschaft und Wirtschaft. Nach der Erarbeitung einer Forschungsstrategie wurde in einem intensiven internen Abstimmungsprozess eine Transferstrategie entwickelt, mit der die Universität den neuen, breiteren Herausforderungen an den Transfer aus der Wissenschaft Rechnung trägt.

Transfertag an der TU Ilmenau, Gäste sitzen im Hörsaal und hören einen Vortrag ari

"Mit der Transferstrategie wollen wir das Thema Transfer an der TU Ilmenau sichtbarer machen, die Transferpotenziale der Universität ausbauen und unsere Verantwortung für die Region noch besser wahrnehmen", so der Präsident der TU Ilmenau, Professor Kai-Uwe Sattler. Als damaliger Prorektor für Wissenschaft hatte er die Strategieprozesse für Forschung und Transfer initiiert und vorangetrieben. Seit Februar 2021 wird die Bedeutung des Themas Transfer an der TU Ilmenau auch im Zuschnitt des Präsidiums deutlich: Prof. Jens Müller übernahm die Funktion des neu eingeführten Vizepräsidenten für Internationale Beziehungen und Transfer: "Als Wissenschaftler ist für mich Transfer eine Aktivität, die untrennbar mit meiner Forschung verbunden ist. Aus diesem Grund habe ich mich dafür eingesetzt, dass Transfer als Aufgabe sichtbar im Präsidium repräsentiert wird."

Querschnittsaufgabe Transfer

Transfer ist in Thüringen als Aufgabe der Hochschulen im Thüringer Hochschulgesetz verankert. An der TU Ilmenau ist Transfer seit Jahrzehnten gelebte Praxis. Der Transferbegriff hat sich jedoch in den letzten Jahren grundlegend gewandelt und wird in Deutschland heute wesentlich breiter gefasst als der ursprünglich damit assoziierte wirtschaftsnahe Wissens- und Technologietransfer. Die Leiterin des Referates Forschungsservice und Technologietransfer der TU Ilmenau, Dr. Dörte Gerhardt: "Oft wird Transfer als dritte Säule der universitären Aufgaben neben Forschung und Lehre bezeichnet. Ich sehe Transfer als Querschnittsaufgabe, die intensiv mit der Forschung verzahnt ist, aber auch die universitäre Lehre und Weiterbildung betrifft."

In den letztenJahren hat sich die TU Ilmenau unter anderem im Rahmen eines Transferaudits des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft (s. UNI 2/2019 S. 8/9) und im Rahmen unterschiedlicher Veranstaltungsformate intensiv mit dem Thema Transfer auseinandergesetzt und eine Transferstrategie entwickelt, mit der die TU Ilmenau den Herausforderungen an den Wissenstransfer in der Zukunft erfolgreich Rechnung tragen will. In der am 3. November 2020 vom Senat der Universität verabschiedeten „Transferstrategie der TU Ilmenau“ wird das breite Verständnis von Transfer aufgegriffen. Darin heißt es:

Transfer wird als ständiger, dialogorientierter Prozess verstanden, durch den die TU Ilmenau ihren Beitrag zu einer Wissensgesellschaft leistet, indem sie ihre wissenschaftlichen Befunde einer (Fach-) Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, Impulse für die eigene Forschung aufnimmt, sich an Aufklärung und Wissensverbreitung zu relevanten gesellschaftlichen Fragen beteiligt sowie, im Sinne eines Technologietransfers, wissenschaftliche Ergebnisse einer technischen bzw. wirtschaftlich-kommerziellen Verwertung zuführt.

Die Transferstrategie der TU Ilmenau: Ziele und Handlungsfelder

Im Rahmen der Beschäftigung mit dem Thema Transfer wurden sechs strategische Ziele herausgearbeitet, in die sich die Aktivitäten im Bereich Transfer einordnen:

  1. Verbesserung des Transferklima
  2. Ausbau der Transferpotenzial
  3. Intensivierung der Wissenschaftskommunikation
  4.  Intensivierung des (Technologie-)Transfers
  5. Intensivierung von Transferbeziehungen
  6. Entwicklung dienstleistungsorientierter Transferstrukturen

Um diese Zielstellungen zu erreichen, werden Maßnahmen in fünf Handlungsfeldern umgesetzt:

  1. Transfer über zielgruppenorientierte Information (Informations- und Wissenstransfer):
    Dieser Bereich umfasst die Wissenschaftskommunikation und reicht von wissenschaftlichen Veröffentlichungen über unterschiedliche Veranstaltungsformate, Messen, Weiterbildungsangebote, Beratungs- und Gutachtertätigkeiten bis hin zu Kommunikationsmaßnahmen, die sich an eine allgemeine, interessierte Öffentlichkeit richten.
  2. Transfer über Forschungskooperationen und strategische Partnerschaften:
    Forschungszusammenarbeit, ob als Kooperation oder im Auftrag, gehört zu den klassischen Formaten des (Technologie-)Transfers.
  3. Transfer über Schutzrechte und sonstiges geistiges Eigentum:
    Der Verkauf und die Lizensierung von Erfindungen, Schutzrechtsanmeldungen oder bereits erteilten Patenten sowie von Software fallen in dieses Handlungsfeld.
  4. Transfer über Ausgründungen:
    Die Förderung unternehmerischen Denken und Handelns, die Schaffung eines gründungsfreundlichen Klimas und die Unterstützung und Begleitung von Ausgründungen aus der TU Ilmenau sind wichtige Ziele der TU Ilmenau.
  5. Transfer über Köpfe:
    In diesem Handlungsfeld wird ein zielgerichteter Praxisbezug in den Studiengängen verfolgt. Der personelle Austausch mit Kooperationspartnern unterstützt, fachliche Expertise in der Region zu halten und weiter auszubauen. Hinzu kommen Stiftungsprofessuren, die an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft (Stifter) und Wissenschaft eine herausragende Funktion beim Wissenstransfer einnehmen. 

Serviceeinrichtungen unterstützen Wissenschaftler

Die Wissenschaftler als Hauptakteure im Transfer werden durch zentrale Serviceeinheiten unterstützt. Sie sind für die jeweils zugeordneten Handlungfelder Ansprechpartner und koordinieren Aktivitäten.

Neben den zentralen Serviceeinrichtungen gibt es eine Reihe dezentraler Akteure und Aktivitäten, insbesondere in den Technologischen Zentren, die Transferprozesse initiieren und unterstützen. Externe Partner für die Umsetzung der Ziele im Transfer sind vor allem die TU Ilmenau Transfer GmbH und die An-Institute der TU Ilmenau.

Maßnahmenplanung für Transfer

Die Transferstrategie dient als langfristiges Strategieinstrument. Konkrete Maßnahmen, um die gesteckten Ziele zu erreichen, wurden in einem Maßnahmenplan definiert, der jährlich im Senatsausschuss für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs fortgeschrieben wird. Initial wurden die zahlreichen bereits bestehenden transferbezogenen Aktivitäten an der TU Ilmenau erfasst und den Zielen und Handlungsfeldern zugeordnet. Lücken wurden identifiziert und der Maßnahmenkatalog entsprechend ergänzt. Die Einzelmaßnahmen wurden priorisiert, Verantwortlichkeiten und Ressourcen definiert. 

Pofessionelles Netzwerk

Ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung der Transfer- und Schutzrechtsarbeit wurde bereits durch die Etablierung des Arbeitskreises Transfer an der TU Ilmenau gegangen. Die Mitarbeiter des Referates FuT arbeiten hier eng mit dem PATON Landespatentzentrum Thüringen, insbesondere der Schutzrechtsbeauftragten, der Rechercheabteilung und der PATON-PTH bei der Unterstützung der Wissenschaftler und Aufstellung von Verwertungs- und Anmeldestrategien zusammen. Als nächster Schritt ist die gezielte Einbindung der TU Ilmenau Transfer GmbH in die Prozesse geplant.

Rundum-Service für Gründer

Seit 2020 agiert der Gründerservice der TU  Ilmenau unter der Marke „Ilmkubator“ auf dem ehemaligen Fischerhüttengelände. Die Beratung und das Coaching von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden mit Gründungsabsichten steht im Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Dazu kommen zahlreiche Vernetzungs-, Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote sowie Zugang und Beratung zu Fördermöglichkeiten. Im Rahmen der gemeinsamen Initiative "auftakt. Das Gründerforum Ilmenau" verfolgt der Gründerservice der TU Ilmenau zusammen mit dem Technologie- und Gründerzentrum Ilmenau, dem Verein Gründerforum Ilmenau e.V. und der Stadt Ilmenau bereits seit 2011 das Ziel, innovative Gründungen in der Region zu befördern und damit den Standort Ilmenau zu stärken.

Transfer bleibt festes Thema

Die vielen Gespräche und Diskussionen im Rahmen von verschiedensten Anlässen und mit unterschiedlichen Akteuren zeigen immer wieder, dass Transfer auch in Zukunft ein wichtiges und beständiges Thema für die TU Ilmenau bleiben wird. Im stetigen internen Austausch und im Austausch mit Gesellschaft, Wirtschaft und Politik arbeiten Unileitung, Gremien und Servicebereiche gemeinsam mit den Forschern der TU Ilmenau daran, ein Transferverständnis im weitgefassten Sinne zu kommunizieren und zu leben. Mit dem Transferaudit und der Transferstrategie wurden die Grundlagen für das gemeinsame Handeln und Streben gelegt. Die nächsten Schritte werden derzeit in weiteren Diskussionsformaten mit Transferbezug zusammen mit regionalen Partnern vorbereitet.

Kontakt

Prof. Jens Müller

Vizepräsident für Internationale Beziehungen und Transfer

Dr. Doerte Gerhardt

Leiterin Referat Forschungsservice und Technologietransfer (FuT)