09.09.2022

TU Ilmenau trauert um ihre ehemalige Rektorin Prof. Dagmar Schipanski

Die Technische Universität Ilmenau beklagt den Tod ihrer früheren Rektorin Prof. Dagmar Schipanski. Sie starb am 7. September im Alter von 79 Jahren. Von 1995 bis 1996 war Dagmar Schipanski als erste Frau an der Spitze einer technischen Universität in Deutschland, Rektorin der TU Ilmenau, anschließend, ebenfalls wieder als erste Frau, Vorsitzende des Wissenschaftsrats der Bundesrepublik Deutschland, des wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungsgremiums von Bund und Ländern in Wissenschafts- und Forschungsfragen. Dagmar Schipanski war verheiratet und Mutter von drei Kindern. Zuletzt lebte sie wieder in Ilmenau.

Der Präsident der TU Ilmenau, Prof. Kai-Uwe Sattler, würdigte Prof. Dagmar Schipanski als Frau, die mit großer Weitsicht für die Belange der Universität und der Wissenschaft allgemein gekämpft hat: „Wenn es um ihre Überzeugungen in Hochschul- und Wissenschaftsfragen ging, war Dagmar Schipanski unbeirrbar, wobei sie als Kämpferin für die Demokratie stets größten Wert auf einen fairen und verbindlichen Umgang mit ihren Mitmenschen legte. In ihrer Amtszeit als Rektorin nicht lange nach der politischen Wende hat sie nicht nur die TU Ilmenau als hervorragenden Standort für Forschung und Lehre über Grenzen hinweg geprägt, ihr war es auch ein Anliegen, menschliche Brücken zu bauen. Die Verständigung von Ost und West war ihr zeitlebens eine Herzensangelegenheit. Dagmar Schipanski hat die TU Ilmenau in ganz Deutschland und in der ganzen Welt auf wunderbare Weise repräsentiert.“

Dagmar Schipanski wurde 1943 im thüringischen Sättelstädt geboren. In den 1960er Jahren studierte sie in Magdeburg Angewandte Physik und beschäftigte sich später an der damaligen Technischen Hochschule Ilmenau, der Vorläuferin der Technischen Universität Ilmenau, mit Grundlagenforschung zu Halbleiterbauelementen. Obwohl 1976 promoviert und 1985 habilitiert, endete die Karriere der hochqualifizierten Wissenschaftlerin zu Zeiten der DDR nach 18 Jahren mit einer Oberassistenzstelle, weil sie sich weigerte, in die SED einzutreten.

Nach der politischen Wende wurde Dagmar Schipanski 1990 an der Technischen Universität Ilmenau zur Professorin für Festkörperelektronik berufen. Von 1995 bis 1996 war sie, als erste Frau an der Spitze einer technischen Universität in Deutschland, Rektorin der TU Ilmenau und legte die Basis für das heutige Profil der Universität sowie für die Ansiedlung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Ilmenau. Auf Dagmar Schipanski geht auch das sogenannte Ilmenauer Modell zurück. Als in ihrer Amtszeit drei neue Medienstudiengänge eingerichtet wurden, war ihr die interdisziplinäre Ausrichtung ein besonderes Anliegen: ein Dreiklang aus technischer, wirtschafts- und kommunikationswissenschaftlicher Orientierung. Nach ihrem Ausscheiden aus der TU Ilmenau setze Dagmar Schipanski sich weiterhin intensiv für ihre Universität ein, unter anderem im Förder- und Freundeskreis, der „Universitätsgesellschaft Ilmenau – Freunde, Förderer, Alumni e. V.“, den sie bis zu ihrem Tod als Vorstandsvorsitzende leitete.

Ebenfalls als erste Frau wurde Prof. Dagmar Schipanski 1996 Vorsitzende des Wissenschaftsrats der Bundesrepublik Deutschland,des wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungsgremiums von Bund und Ländern in Wissenschafts- und Forschungsfragen. Im selben Jahr wurde ihr das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 1999 kandidierte sie für das Amt der Bundespräsidentin, unterlag aber Johannes Rau. Von 1999 bis 2004 war sie Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Freistaats Thüringen, von 2004 bis 2009 Präsidentin des Thüringer Landtags. Bis 2006 war sie Mitglied des CDU-Präsidiums und gehörte seitdem dem Bundesvorstand der Partei an.

Dagmar Schipanski setzte sich in zahlreichen internationalen Organisationen weltweit für die Interessen der Wissenschaft und des menschlichen Zusammenhalts über Grenzen hinweg ein: als Mitglied der UNESCO Weltkommission für Ethik in Wissenschaft und Technologie (2001 bis 2007), als Mitglied des Internationalen Beirats der Universität der Vereinten Nationen in Tokio, als Senatorin bei der Max-Planck-Gesellschaft (1999 bis 2011) sowie als Senatorin der Fraunhofer Gesellschaft (1995 bis 2000).