Erfindung der modernen Erfindung: die Professionalisierung des technischen Fortschritts

Frank Neffke ist Teamleiter der Science of Cities Gruppe am Complexity Science Hub in Wien. Zuvor war er Forschungsdirektor des Growth Lab an der Harvard Kennedy School in den USA. Seine Forschung konzentriert sich auf wirtschaftliche Transformation und Wachstum.

Frank Neffke ist seit Juli 2021 Teamleiter der Science of Cities Gruppe am Complexity Science Hub in Wien. Zuvor war er Forschungsdirektor des Growth Lab an der Harvard Kennedy School in den USA. Seine Forschung konzentriert sich auf wirtschaftliche Transformation und Wachstum.
In seinem Vortrag "Inventing Modern Invention: the Professionalization of Technological Progress“ bezeichnet Frank Neffke, Innovation als Motor des wirtschaftlichen Wachstums und damit als einen zentralen Bausteine der evolutorischen Ökonomik. Da das gesammelte Wissen einer Gesellschaft, das in die Innovation einfließt, jedoch immer weiter wächst, stellt sich die Frage, nicht nur wie Wissen über eine expandierende Zahl und Vielfalt von „Experten“ verteilt wird – die von handwerklichen bis zu Ingenieurs- und Wissenschaftsberufe reichen – sondern auch, wie dieses aufgeteilte Wissen wieder zusammengefügt wird.
Um diese Frage zu beantworten, verknüpfen die Autoren die Erfinder:innen von Millionen amerikanischer Patente mit den 650 Millionen Einträgen des US-Zensus sowie mit groß angelegten, wiederholten historischen Umfragen. So entsteht ein Datensatz, der das US-Innovationssystem über einen Zeitraum von über 100 Jahren auf Mikroebene beschreibt.
Bei der Betrachtung dieser Daten zeigt sich, dass in den 1920er Jahren eine Revolution im Innovationssystem der USA stattgefunden hat. Dieses Jahrzehnt zeigt nicht nur einen Umbruch in der Art der Innovation hin zu radikal neuen Erfindungen, sondern markiert auch den Durchbruch von Ingenieursberufen und Teams sowie den Beginn einer Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft im Vorantreiben der Innovation.
Diese Veränderungen scheinen durch eine rapide Verbreitung einer neuen organisatorischen Form in der Koordination von Teams vorangetrieben worden zu sein: das industrielle Forschungslaboratorium. Diese organisatorische Innovation liegt nicht nur dem starken Wachstum von Teamarbeit zugrunde, sondern auch der steigenden Kapazität dieser Teams, radikale Innovationen voranzutreiben.
Die Konsequenzen dessen zeigen sich in einer neuen Arbeitsteilung und räumlichen Verteilung von Innovationsaktivitäten hin zu den Städten des amerikanischen Rustbelts, schaffen aber gleichzeitig neue Barrieren für Frauen und Migranten, um an den neuen Innovationsprozessen teilzunehmen.