Missionsorientierung der Forschungs- und Innovationspolitik

Auf der Tagung des Evolutionsökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik in Ilmenau vom 4.-6. Juli 2024 diskutierten Jan Schnellenbach (TU Cottbus-Senkenberg) und Uwe Cantner (Friedrich-Schiller-Universität Jena) den Ansatz der Neuen Missionsorientierung in der Forschungs- und Innovationspolitik.

Die Neue Missionsorientierung der Forschungs- und Innovationspolitik wird seit einigen Jahren konzeptionell diskutiert. Umsetzungen verschiedener Tiefe und Breite finden sich in den europäischen Ländern, von Missionsteams beim Premierminister Frankreichs bis hin zu einem Superministerium der Transformation in Österreich. Ob und wie dieser Ansatz fruchten wird, ist momentan noch nicht abzusehen. Dazu sind die Ansätze zur Missionsorientierung auch zu unterschiedlich, von einer stark staatswirtschaftlich geprägten Ausrichtung bei Marianna Mazzucato bis zu einer marktwirtschaftlich orientierten, katalytischen Variante bei Uwe Cantner und Simone Vannuccini, die auch in das Gutachten 2021 der Expertenkommission Forschung und Entwicklung der Bundesregierung (EFI) Eingang fand. Kritiker des Ansatzes, wie etwa auch Jan Schnellenbach, mahnen vornehmlich mit Blick auf den Ansatz von Mazzucato die hohe Wahrscheinlichkeit eines Staatsversagens bei der Koordination und Umsetzung von Maßnahmen an, das Diktat von Missionen und deren Zielsetzungen, die der Gesellschaft von oben aufoktroyiert werden, sowie die geringe Sensibilität staatlicher Entscheidungsträger für eine Überprüfung und Bewertung der eingeleiteten Maßnahmen an. Befürworter des Ansatzes, wie Uwe Cantner betonen allerdings, dass es doch gerade diese Schwachpunkte seien, die in jüngeren Versionen der Neuen Missionsorientierung direkt angegangen werden: offen formulierte Missionen mit viel Spielraum für kreative Lösungen aus dem Markt heraus, probate Formate zur staatlichen Koordination und ein hoher Anspruch an Überprüfung und Evaluation des Politikansatzes und seiner Einzelmaßnahmen.