Wer hat Sex mit wem in populären Netflix-Serien?

Fachgebiet Medienpsychologie veröffentlicht in „Sexuality & Culture“

Sexualitätsdarstellungen in den Medien können Einstellungen und Verhalten des Publikums beeinflussen. Daher ist es bedeutsam, systematisch inhaltsanalytisch zu untersuchen, wie zeitgenössische Sexualitätsdarstellungen in unterschiedlichen Medien beschaffen sind. In einer Forschungszusammenarbeit ist das Fachgebiet Medienpsychologie der TU Ilmenau der Frage nachgegangen, welche Merkmale Personen haben, die in populären Netflix-Serien als heterosexuell aktiv gezeigt werden.

Dazu wurden sieben populäre Netflix-Serien ausgewählt (Bridgerton, Dark Desire, Elite, Sex Education, Sex/Life, The Witcher, You), die dafür bekannt sind, auch sexuelle Szenen zu zeigen. Es wurden alle 91 Charaktere extrahiert (45 Frauen, 46 Männer), die in den bisherigen Episoden der Serien in heterosexuellen Interaktionen zu sehen waren. Dann wurde neben dem binären Geschlecht deren Alter, Ethnizität, Körpertyp und Gesichtsattraktivität codiert. Es zeigte sich, dass trotz generell wachsender Diversität in den Medien diejenigen Charaktere, die in den ausgewählten Netflix-Serien Heterosex haben, überwiegend jung, weiß, dünn und normattraktiv aussehen. Geschlechtsunterschiede in der Form traten auf, dass heterosexuell aktive weibliche Charaktere jünger, dünner und gesichtsattraktiver als männliche sind, während männliche Charaktere muskulöser aussehen. Die Studie ist im Journal „Sexuality & Culture“ (Springer Nature) erschienen und spiegelt sexuelle Attraktivitätsnormen, die teils von evolutionären, teils von sozio-kulturellen Faktoren geprägt sein können. Die Repräsentation von nichtbinären Personen und von queeren sexuellen Szenen war in den ausgewählten Serien so gering, dass eine separate Analyse nicht durchführbar war.

 

Oschatz, T., Döring, N., Zimmermanns, C., & Klein, V. (2024). Patterns of Heterosexual Sex in Popular Netflix Series: A Content Analysis of Age, Race, Face Attractiveness, and Body TypeSexuality & Culture, eFirst. https://doi.org/10.1007/s12119-024-10255-7